Die Frage nach dem Fasten


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photo credit: bartmaguire

Gestern haben wir in der Gemeinde einen Gebet und Fastentag eingehalten. Dies haben wir getan, weil wir am Freitag neue Älteste berufen werden. Diese Entscheidung ist besonders wichtig und deswegen haben wir uns auf diese Weise darauf vorbereitet.

Das Thema Fasten ist in meinen Augen ziemlich in Vergessenheit geraten. Selten hört man davon, dass Christen fasten. Als junger Christ fastete ich hin und wieder. Die letzten Jahre habe ich es nur noch ganz wenig nicht getan.

Am letzten Sonntag allerdings durfte ich über einen Text (Lukas 5,33-39) predigen, der die Frage nach dem Fasten zum Thema hatte. In der Vorbereitung der Predigt ist mir das Thema ganz neu wichtig geworden.

Im folgenden Artikel möchte ich für dich das Thema Fasten behandeln, in dem ich dir auf verschiedene Fragen antworte.

Was ist Fasten?

Einfach ausgedrückt könnte man sagen: Fasten ist der Verzicht auf Essen für geistliche Zwecke.

Diese Art von Fasten unterscheidet sich somit von dem sogenannten Heilfasten, wo Menschen aus gesundheitlichen Gründen für eine gewisse Zeit auf Nahrung verzichten. Auch das politische Fasten, wenn Menschen zum Beispiel in einen Hungerstreik treten, ist hiermit nicht zu vergleichen.

Welche Formen von Fasten gibt es?

Es gibt es drei verschiedene Formen. Diese sind ....

  • Das normale Fasten. Dies ist die gängige Praxis und bezieht sich auf den Verzicht von Essen. Beim normalen Fasten solltest du das Trinken nicht vergessen. Wenn du noch nicht oft gefastet hast, kannst du dich stärken in dem du Fruchtsäfte trinkst. Später solltest du dich auf das Trinken von Wasser beschränken. Als Jesus 40 Tage in der Wüste gefastet hat, hat er das normale Fasten praktiziert.
  • Das absolute Fasten. Diese Form des Fastens würde ich erstmal niemandem empfehlen. Es bedeutet, dass du auf Essen und Trinken verzichtest. Ein Mensch sollte nicht länger als 3 Tage ohne zu trinken auskommen. In der Bibel finden wir wenige Beispiele von absoluten Fasten. Die Königen Esther rief das Volk der Juden zu einem absoluten Fasten auf (vgl. Esther 4,16). Dass Mose, als er auf dem Berg Sinai 40 Tage nicht gegessen und getrunken hat, können wir nur durch ein Wunder erklären.
  • Das Teilfasten. Hierbei kannst du auf eine bestimmte Art von Speise verzichten. Zum Beispiel Süßigkeiten oder Alkohol. Aber auch viele anderen Dinge, kannst du in dein Fasten miteinbeziehen in dem du Verzicht übst. Zum Beispiel kannst du aus geistlichen Gründen auf den Konsum von Medien, wie Fernsehen, Internet oder Musik verzichten. 

Der Punkt bei den verschiedenen Formen ist, dass du entscheidest, was für dich dran ist. Empfehlen würde ich allgemein das normale Fasten. Du solltest diese Erfahrung auf jeden Fall mal gemacht haben, und was für ein Sinn dahinter steckt erkläre ich dir weiter unten.

Was sind falsche Motive beim Fasten?

Du solltest nicht fasten, wenn du meinst dadurch ...

  • die Anerkennung anderer zu erlangen. Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir uns darum kümmern was andere von uns denken. Wenn wir das Opfer bringen auf Speise zu verzichten, geben wir anderen Anlass viel von uns zu halten, weil wir so hingegeben unseren Glauben leben. Die Pharisäer zur Zeit Jesu waren von diesem Gedanken angetrieben. Sie fasteten für den Lohn der Anerkennung von anderen. Jesus sagt, dass ihr Fasten dadurch vor Gott völlig sinnlos wurde.
  • könntest du dir irgendetwas bei Gott verdienen. Dieses Denken, liegt vor, wenn wir nicht begriffen haben, dass wir bei Gott bedingungslos angenommen sind. Wir müssen nichts mehr leisten, damit Gott gut von uns denkt. Sobald wir meinen Punkte bei Gott zu sammeln, tun wir es aus der falschen Motivation.

Wo kommt Fasten in der Bibel vor?

Das Alte Testament

Das Alte Testament spricht an vielen Stellen davon, dass Menschen gefastet haben. Fasten war im Judentum der damaligen Zeit ein zentrales Ritual echter Frömmigkeit. Es war angesehen als ein Akt der Anbetung und wurde vor allem an zentralen Feiertagen abgehalten.

Das einzige Fasten, dass Gott angeordnet hatte, war das Fasten am Versöhnungstag, dem Jom Kippur (vgl. 3.Mose 16). Später, in der Zeit nach der Rückkehr aus Babylon feierten die Juden jährlich ein 4-Tägiges Fasten, zum Gedenken an den Fall Jerusalems. Das Fasten war oft ein Ausdruck von Buße und Klage, oder ein Schrei um Hilfe.

Das Neue Testament

Das Neue Testament berichtet nicht so viel vom Fasten. Es wird deutlich, dass die Pharisäer fasteten. Sie taten es 2 Mal die Woche in einer Weise, dass andere es sehen konnten. Jesus kritisiert diese Form des Fastens in der Bergpredigt. Darin stellt er zwar die Praxis der Pharisäer in Frage, aber er geht davon aus, dass seine Jünger auch fasten werden.

Jesus fastete 40 Tage in der Wüste und konnte für uns zum Erlöser werden, in dem er der Versuchung widerstand sein Fasten zu brechen. In der Apostelgeschichte lesen wir, wie die Leiter der Gemeinde fasteten um eine wichtige Entscheidung zu treffen. Die Briefe an die Gemeinden enthalten keine Anweisungen zum Fasten.

Die wenigen Erwähnungen im Neuen Testament könnten dich jetzt vielleicht zu der Annahme führen, dass das Fasten bestimmt nicht so wichtig sein kann. Vielleicht fragst du dich, ob du überhaupt fasten sollst. Auf diese Frage möchte ich nun eingehen.

Solltest du fasten?

Ich gebe zu, dass es kein klares Gebot zum Fasten gibt. Aber es bleibt dennoch zu fragen, ob wir dadurch fein raus sind. Jesus ging davon aus, dass wir fasten werden, indem er sagte: Wenn ihr fastet... tut es so und so...(Matth 6,16). Als Jesus befragt wurde, warum seine Jünger nicht fasteten hatte er eine klare Antwort parat.

Er sagte: Ihr könnt die Hochzeitsgäste nicht fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist.(Lk 5,34) Jesus bezeichnet sich als den Bräutigam. Dieses Bild gebrauchte Gott im Alten Testament um seine Beziehung zum Volk Israel zu beschreiben. Jesu Erscheinen hier auf der Erde war also kein Grund zu Klagen und Leid zu tragen, wie es das Fasten im Alten Testament zum Ausdruck brachte. Aber dann sagt er etwas entscheidendes:

Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, in jenen Tagen.(Lk 5,36)

Und genau in dieser Zeit befinden wir uns jetzt. Jesus sagte über seine Jünger voraus, dass sie fasten werden. Du musst für dich entscheiden, ob die Voraussage Jesu dich mit einbezieht.

Was bringen wir durchs Fasten zum Ausdruck?

Verschiedene Erklärungen können hier hilfreich sein.

Heimweh nach Gott

John Piper, der ein sehr gutes Buch zu diesem Thema geschrieben hat, beschreibt das christliche Fasten als Ausdruck unseres Heimwehs nach Gott.

Indem wir fasten sagen wir, dass wir nach Gott hungern. Der leibliche Hunger ist sozusagen der Ausdruck unseres Hungers nach Gott.

Dass wir so wenig fasten, ist wahrscheinlich ein Hinweis auf unsere mangelnde Sehnsucht nach Gott. Woher dieser mangelnde Hunger kommt führt Piper in diesem treffenden Zitat aus.

Wenn wir kein starkes Verlangen nach der Herrlichkeit Gottes haben, liegt es nicht daran, dass wir zu viel davon getrunken haben und zufrieden gestellt sind. Es liegt daran, dass wir zu lange vom Tisch dieser Welt genascht haben. Unsere Seele ist gefüllt mit kleinen Dingen, und da ist kein Platz für das Große.

Sehnsucht nach Jesus

Betrachten, wir was Jesus selbst sagte, dann beschreibt er seinen Weggang als ein Ereignis, dass die Jünger zum Fasten veranlasst. Die Erklärung ist für mich, dass wir, als seine Jünger einen Trennungsschmerz empfinden. Das Fasten ist demnach der Ausdruck dieses Schmerzes und der Sehnsucht, dass der Bräutigam wiederkommt.

Das Neue Testament sagt an vielen Stellen, dass echte Anhänger Jesu danach verlangen mit ihm vereint zu sein.(vgl. Hebr 9,27, 2.Tim 4,8)

Wir fasten also aus der Sehnsucht heraus, Jesus wieder zu sehen. 

Bevor du fastest achte auf folgendes

1. Beginne in kleinen Schritten. Falls du noch nie gefastet hast, solltest du nicht gleich ein 40 Tage-Fasten anstreben. Beginne mit einer Mahlzeit und nutze die Zeit die du gewinnst zum Beten. Dann lasse mal zwei Mahlzeiten aus, zum Beispiel das Frühstück und das Mittagessen. Übe dich erstmal in dieser Form des Fastens. Vergiss dabei nicht, genügend zu trinken.

2. Setze dir ein klares Ziel. Mach dir bewusst, dass es sich in deinem Fasten um geistliche Motive handelt. Sehnst du dich nach mehr von Gott, dann behalte dieses Ziel im Auge. Erwartest du von Gott Führung in einer wichtigen Frage, dann bring das Gott zum Ausdruck.

3. Erwarte nicht zu viel. Als ich vor einigen Jahren mal 3 Tage fastete, erhoffte ich mir dadurch besonders geistliche Erfahrungen, aber die stellten sich nicht ein. Denke also nicht, dass es dir mit deinem Fasten anders gehen wird. Tu es einfach und schau was Gott an dir tut.

Meine Predigt zum Thema

Letzten Sonntag hielt ich eine Predigt zum Thema indem ich einen Text aus Lukas 5,33-39 auslegte. Du kannst ihn hier downloaden.

Oder hier anhören.

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Folgende Links könnten eine weitere Hilfe sein.

Claudia DeJong hat einen guten Artikel zum Fasten geschrieben. Fasten ist die stärkste Waffe, die ich kenne

Falls du englische Bücher liest, will ich dir auf jeden Fall das Buch "Hunger for God" von John Piper empfehlen. Hier kannst du es kostenlos als PDF downloaden.

Auch die Predigtreihe von John Piper zu diesem Thema will ich dir ans Herz legen.

Frage: Wie steht es um deine Haltung zum Fasten? Was für Erfahrungen hast du bisher gemacht? Was hält dich davon ab zu fasten?

 

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